Schwierigkeitsgrad: mittelBenötigte Zeit: 3 - 4 StundenMaterialien: ca. 200gr. Wolle, Noppenfolie, Olivenölseife, Ballbrause, Wasserkocher, Handtuch, Maßband oder Lineal, wasserfester Stift, Schnur, Nadel, Schere, Rohrisolierung oder Bambuskern |
Als erstes zeichne ich den Grundriss des Läufers mit einem wasserfesten Stift auf Noppenfolie auf. Als Ausgangsmaß habe ich eine Größe von 135cm x 50cm genutzt. Der Läufer hat die Endmaße von ca. 86cm x 36cm. Er ist ca. 3mm dick. Für den Läufer ist es günstig einen Schrumpffaktor zwischen 1,4 und 1,5 zu nutzen. Auf diese Weise erhält man ein Werkstück von hoher Qualität, dass auch bei Beanspruchung nicht so stark zum Fusseln neigt. Nutzt man nun noch extrafeine Merinowolle, so erhält man einen schönen Läufer mit glatter Oberfläche und hoher Qualität.
Die Wolle wird in ca. 4-6 Schichten ausgelegt. Die Anzahl der Schichten hängt davon ab, wieviel Wolle man aus dem Strang vom Kammzug zieht und somit wie dick die Wolle ausgelegt wird. Die Wollschichten werden dachziegelartig übereinander ausgelegt. Einmal waagerecht, einmal senkrecht. Und nochmals erst waagerecht, dann senkrecht. Im Fall von 6 Schichten das Ganze nochmal wiederholen. Am Rand des Läufers lege ich den Kammzug immer so, dass ich den Teil der Wolle den ich nach dem Auszupfen in der Hand halte an den Rand anlege. Auf diese Weise entsteht ein gleichmäßigerer Rand.
Je sorgfältiger man die Wolle auslegt, umso schöner ist das Endergebnis.
Nachdem die Wolle komplett ausgelegt wurde, nässe ich das Ganze. Dabei fange ich immer am Rand an und befeuchte die Wolle zur Mitte hin.
Nach dem Nässen, wird eine Folie auf das Werkstück gelegt und vorsichtig die Luft aus der Wolle herausgedrückt. Nun reibe ich schon ganz leicht über die ganze Fläche, um die Wolle auf diese Weise richtig herunter zu arbeiten. Immer von außen nach innen.
Im nächsten Schritt kontrolliere ich den Rand. Stehen Fasern zu weit heraus, schiebe ich sie vorsichtig mit den Fingern an den Rand heran. Bevor das Filzen nun weitergeht, wird das Muster vorbereitet. Ich habe mich für ein Muster aus verschieden großen Kreisen entschieden. Die Kreise habe ich aus Vorfilz ausgeschnitten.
Zu sehen ist hier ein relativ dicker Vorfilz aus Kapmerino und Flachsfasern. Für das gezeigte Muster wurden folgende Kreise ausgeschnitten:
Nun lege ich den ersten Kreis auf. Von diesem ausgehend werden die anderen Kreise angeordnet. Ich nutze einen Faden um die Mittellinie des Läufers zu markieren und so das Muster anordnen zu können. Dazu befestige ich den Faden an einem Ende an einer Nadel. Diese steche ich genau in die Mitte des ersten Kreises. Auf diese Weise kann man sich gut anhand des Fadens orientieren und die restlichen Kreise anordnen.
Ist das Muster, wie gewünscht, angeordnet, kann es genässt und angefilzt werden. Erst nutze ich dazu wieder eine Folie. Später reibe ich direkt mit sehr seifigen Fingern über das Muster.
Nachdem das Muster leicht angefilzt wurde, gehe ich zum Rollen über. Für Flächen, wie Wandbilder, Sitzkissen oder Tischläufer nutze ich ausschließlich die Rolltechnik, da der Filz schön glatt bleibt und sich nicht so sehr verzieht. Wenn man allerdings nur in dieser Art walkt, also ohne den Filz zu kneten oder zu werfen, dann muss entsprechend länger gerollt werden, um das Werkstück gut zu verfilzen. Gerollt wird anfangs mit Hilfe eines Kerns, ich nutze eine Rohrisolierung und in dieser befindet sich ein Stock, damit die Isolierung etwas stabiler und härter ist. Das Werkstück befindet sich zwischen zwei Folien und wird mit Hilfe des Kerns aufgerollt. Zudem wird dieses ganze Paket in ein Handtuch oder ein entsprechendes anderes Tuch gewickelt und eventuell mit Gummibändern fixiert. Beim ersten Aufwickeln sollte darauf geachtet werden, dass keine Falten beim Wickeln entstehen. Je mehr Wasser im Werkstück ist, desto eher bilden sich Falten, deshalb sehr vorsichtig einrollen. Das Filzstück wird nun in jede Richtung ca. 5-10 Minuten gerollt. Ich drehe das Werkstück immer um ein Viertel im Uhrzeigersinn, um den Überblick zu behalten. Wenn die eine Seite gerollt wurde dann das Werkstück umdrehen und auch diese Seite rollen. Haben sich die Fasern nach einer Weile schon gut miteinander verbunden, kann der Kern und später auch die Folie beim Walken weggelassen werden. Zwischen dem Rollen, den Läufer immer wieder gerade ziehen und gegebenenfalls stark verzogene Stellen direkt bearbeiten. Häufig stehen die Ecken einer Filzfläche etwas heraus. In diesem Fall wird die Ecke eingerollt und so lange gewalkt bis sie weiter geschrumpft ist und nun nicht mehr soweit heraussteht.
Ist der Rand mal nicht so gut gelungen kann er auch nachgeschnitten werden. Nach dem Schneiden ist es allerdings wichtig den Rand nochmals mit seifigen Fingern nachzufilzen, um die Schnittkanten auf diese Art wieder zu schliessen. Ist der Filzvorgang abgeschlossen, so folgt im letzten Schritt noch das Auswaschen des Läufers. Eventuell sollte er noch in etwas Essigwasser gespült werden, um eventuell im Filz verbliebene Seifenreste zu neutralisieren. Den Läufer noch schleudern und noch im nassen Zustand in Form ziehen und entweder gerade liegend trocknen lassen oder bügeln und dann komplett durchtrocknen lassen. Das Muster des Läufers kann eventuell noch vorsichtig rasiert werden, um die Klarheit des Musters zu erhöhen.
Fertig! Man kann gut erkennen, dass der Läufer in Längsrichtung stärker bearbeitet wurde und in dieser Richtung auch stärker geschrumpft ist, aus diesem Grund sind die Kreise auch nicht mehr rund. Im Verlauf des Filzprozesses habe ich festgestellt, dass mir dieses Muster besser gefällt und habe deshalb bewusst die breite Seite des Läufers weniger gewalkt.
Beispielkategorie(n): Sitzkissen, Läufer und Teppiche