Filztechniken
An dieser Stelle möchte ich gern einige der von mir benutzten Techniken vorstellen.
Flachfilz
Flächiges Filzen wird beispielsweise bei der Herstellung von Teppichen oder Sitzkissen angewendet. Um eine Fläche zu filzen wird hauptsächlich die Rolltechnik angewendet. Unter dem Punkt Rolltechnik wurde bereits das Vorgehen zur Anfertigung eines Flachfilzes beschrieben. Neben der Rolltechnik kann zudem die Reibetechnik eingesetzt werden, dann wird die ausgelegte Wolle erst durch Reiben angefilzt und später gerollt.
Hohlkörpertechnik
Um einen Hohlkörper, wie beispielsweise eine Tasche, einen Hut oder ein Gefäß zu filzen, wird eine Schablone benötigt. Die Schablone wird bei dieser Technik zwischen die Wolllagen eingefilzt und verhindert auf diese Weise, dass sich die Wolle an dieser Stelle miteinander verbindet. Bei kleineren Werkstücken lege ich eine Schicht Wolle auf die Schablone, so dass etwas Wolle über den Rand der Schablone hinaussteht; dann feuchte ich die Wolle an, lege eine Noppenfolie auf und drücke ganz vorsichtig die Luft aus der Wolle. Anschliessend wird das Werkstück gewendet. Nun wird der überstehende Rand umgeschlagen und die nächste Schicht Wolle wieder mit etwas Überstand aufgelegt. Das Ganze wird wieder angefeuchtet, flach gedrückt und gewendet. Auch auf dieser Seite wird der überstehende Rand wieder umgeschlagen und es kann die nächste Schicht Wolle aufgelegt werden. Dieses Verfahren wird so lang wiederholt, bis die gewünschte Anzahl an Wolllagen aufgelegt wurde. Das Auflegen der Wolle erfolgt bei diesem Vorgehen von innen nach außen, d.h. die Farben oder Wollarten, die sich im Inneren des Hohlkörpers befinden, werden als erstes gelegt und dann wird weiter nach außen hin gelegt. Die letzte Lage Wolle ist für die Außenseite. Auch können nun Muster aufgelegt werden. Es wird also erst auf der einen Schablonenseite die äußere Farbe und ein Muster gelegt. Alles wird genässt und dann wird das ganze Werkstück umgedreht. Der überstehende Rand wird nach oben umgeschlagen und es wird auf dieser Seite ebenfalls die äußere Farbe und eventuell ein Muster aufgelegt. Wieder alles Nässen und nochmals das ganze Filzstück wenden und den überstehenden Rand nach oben umschlagen. Nach dem Auflegen der Wolle kann mit Hilfe der Reibetechnik das Filzstück angefilzt und danach gewalkt werden. Bei größeren Arbeitsstücken, die vor dem Anfilzen nicht gedreht werden können, wird die Wolle der einen Seite komplett ausgelegt und genässt. Auf die Wolle wird dann die Schablone aufgelegt. Rund um die Schablone soll nun die Wolle ca. 3cm herausschauen. Auf die Schablone wird nun die zweite Seite komplett mit Wolle ausgelegt. Die Wolle wird auf dieser Seite bis auf 2cm vom Schablonenrand ausgelegt und ebenfalls genässt. Die unter der Schablone herausschauende Wolle wird nun über die Schablonenkante nach oben umgeschlagen. Jetzt kann das Anfilzen in der Reibetechnik beginnen. Nach dem Anfilzen folgt wieder das Walken. Wird die Wolle auf diese Art ausgelegt, muss beachtet werden, dass die Wolle nun in anderer Reihenfolge gelegt wird. Jetzt wird als erstes das Muster und die äußere Farbe gelegt, dann folgen weitere Wollschichten bis hin zur später inneren sichtbaren Wollschicht. Alles wird genässt und dann wird die Schablone aufgelegt. Auf dieser Seite der Schablone wird nun genau entgegengesetzt ausgelegt. Erst folgt die innere Schicht und danach folgen die weiteren Lagen bis hin zur äußeren Schicht. Wieder alles nässen und nun beginnt das Anfilzen und später das Walken.
Knettechnik
Neben dem Werfen kann das angefilzte Werkstück auch, ähnlich einem Hefeteig, geknetet werden. Auch hier wieder anfangs leicht und mit fortschreitendem Filzprozess stärker kneten. Ebenso wie beim Werfen, muss immer wieder überprüft werden, wie sich der Filz verhält, da das Filzstück bei Verwendung dieser Methode zwar schnell, aber recht unkontrolliert schrumpft.
Nunofilzen
Als Nunofilzen bezeichnet man den Filzvorgang, bei dem Wolle in Stoff eingefilzt wird. Nicht alle Stoffe eignen sich zum Nunofilzen. Sehr geeignet sind bestimmte Seidenstoffe, wie Chiffon oder Ponge-Seide, zudem Organzastoffe und lockere Baumwollgewebe, wie z.B. Baumwollgaze, Feinnessel oder Mullstoff. Die Stoffe sollten dünn und lose gewebt sein; so können sich die Wollfasern sehr gut durch den Stoff arbeiten. Dicht gewebte Stoffe eignen sich nicht zum Nunofilzen. Je nachdem, ob die Wolle von beiden Seiten auf den Stoff ausgelegt wird oder nur von einer Seite, ergeben sich unterschiedliche Effekte. Weitere Effekte erhält man, wenn die Wolle nicht komplett auf dem ganzen Stoff ausgelegt wird, sondern nur teilweise eingefilzt wird. Bereiche, die nicht mit Wolle ausgelegt wurden, haben nach dem Filzen Falten und Blasen, da die Wolle durch das Verfilzen den Stoff zusammen zieht.
Reibetechnik
Die Reibetechnik ist neben der Rolltechnik eine der am häufigsten genutzten Methode, um einen Filz herzustellen. Oft werden Reibe- und Rolltechnik miteinander kombiniert. Bei den meisten meiner angefertigten Arbeiten verwende ich erst die Reibetechnik. Nach dem Auslegen und Anfeuchten der Wolle wird durch sanfte Reibung die Wolle angefilzt. Mit laufendem Filzprozess kann stärker gerieben werden. Wichtig ist, darauf zu achten, dass von außen nach innen gerieben wird. Zum Einen vernachlässigt man auf diese Weise die Kanten eines Werkstücks nicht, zum Anderen rutscht die Wolle nicht nach außen weg. Gerieben werden kann in kreisenden Bewegungen oder ähnlich einem Schwingschleifer vor und zurück.
Rolltechnik
Die Rolltechnik wird, wenn nassgefilzt wird, immer auch angewendet. Man kann beim Filzen auch ausschliesslich nur die Rolltechnik anwenden, wie dies beispielsweise bei der klassischen Teppichherstellung getan wird. Hierzu wird die Wolle auf einem mit Stoff oder Folie vorbereiteten Bambusrollo gleichmäßig ausgelegt, befeuchtet und eingerollt. Anfangs wird beim Einrollen ein Kern, beispielsweise eine Rohrisolierung oder ein Stock mit eingerollt. So wird verhindert, dass die Fasern im Inneren zu stark geknickt werden. Nachdem alles gut verschnürt ist, kann das Rollen beginnen. Gerollt wird von den Fingerspritzen bis zum Unterarm und wieder zurück. Anfangs wird mit wenig Druck gerollt, im Laufe des Filzprozesses kann der Druck erhöht werden. Nach drei bis vier Minuten wird die Rolle geöffnet und entstandene Falten werden vorsichtig glatt gezogen. Zudem wird das Werkstück um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht und wieder eingewickelt. Es wird wieder ca. 3 bis 4 Minuten weiter gerollt. Dieser Vorgang wird für alle Seiten der Fläche wiederholt. Dann wird die gesamte Filzfläche gewendet und ebenfalls von allen Seiten gerollt. Im Laufe des Filzprozesses kann auch der Kern aus der Rolle entfernt werden. Ist die Wolle soweit angefilzt, dass sich keine einzelnen Fasern mehr aus dem Werkstück herausziehen lassen, so kann mit dem Walken begonnen werden. Dazu wird die Filzfläche mit heißem Wasser besprüht und entweder weiter in der Bambusrolle oder bei kleineren Werkstücken in einem Handtuch kräftig gerollt. Ich rolle das ganze meist 20 mal. Dann wird das Handtuch geöffnet, das Werkstück gedreht und in Form gezogen, wieder eingerollt und wieder 20 mal gerollt. Durch die gleiche Anzahl an Vor- und Zurückrollen schrumpft das Werkstück von allen Seiten gleich stark. Würde man eine Seite nur 10mal, die andere dagegen 40 mal rollen, so würden die häufiger gerollte Seite wesentlich stärker schrumpfen. Gewalkt wird so lang, bis der Filz fest genug ist und die gewünschte Größe erreicht hat.
Schollentechnik
Mit Hilfe der Schollentechnik können interessante Oberflächenstrukturen erzeugt werden. Bei dieser Technik werden zwischen die Wolllagen gerollte Folie oder Kunststoffbänder eingefilzt. Das Werkstück wird nun entweder fast fertig oder ganz fertig gefilzt und gewalkt, je nachdem wie stark der Effekt der "Schollen" sein soll. Wenn dies geschehen ist, wird mit Hilfe einer spitzen Schere die obere Wollschicht bis zur eingefilzten Folie aufgeschnitten. Entlang der Folie wird nun weiter geschnitten. Sehr vorsichtig, damit nicht durch das gesamte Filzstück geschnitten wird. Wenn alle Folien oder Kunststoffbänder aus dem Werkstück herausgeholt wurden, ist das Werkstück entweder fertig oder wird noch fertig gewalkt. Je länger anschliessend gewalkt wird, desto undeutlicher sind die Schollen später zu sehen. Sollen die Schollen klar und deutlich hervortreten, dann wird nicht mehr gewalkt.
Umfilzen eines Objekts
Ich versuche, wenn ich Hüllen für Gefäße herstellen möchte, immer die Hohlkörpertechnik anzuwenden. In manchen Fällen ist dies allerdings nicht möglich, beispielsweise bei einer stark geschwungenen Flasche. Hier ist es nicht möglich, eine entsprechende Schablone anzufertigen. In diesem Fall kann der Gegenstand auch direkt umfilzt werden. Mann muss bei dieser Methode darauf achten, dass die Wolle sehr gleichmäßig und nicht zu dünn ausgelegt wird. Da sich die Wolle beim Verfilzen zusammenzieht, können bei dünn ausgelegter Wolle Löcher entstehen. Man kann diesen Effekt allerdings auch nutzen, wenn man beabsichtigt, dass der umfilzte Gegenstand an manchen Stellen noch sichtbar sein soll. Nach dem Auslegen und Nässen der Wolle wird die Wolle mit Hilfe der Reibetechnik angefilzt. Man sollte so lang reiben, bis der gewünschte Grad der Verfilzung erreicht ist. Mit Hilfe dieser Technik werden oft auch Steine umfilzt, die dann sehr gut z.B. als Türstopper verwendet werden können.
Walken
Unter dem Begriff "walken" werden alle Methoden zusammengefasst, die dazu geeignet sind aus dem losen Faserverbund der Wolle einen stabilen und zusammenhängenden Faserverbund herzustellen. Dazu gehört in erster Linie die Rolltechnik. Angewendet werden aber auch die Wurf- und Knettechnik. Ebenfalls können die Fasern mit Hilfe der Füße durch Treten oder Stampfen oder durch Klopfen und Schlagen mit einem geeigneten Werkzeug verdichtet werden.
Wurftechnik
Die Wurftechnik, manchmal auch als Schlagtechnik bezeichnet, ist eine effektive Methode, um einen Filz schnell und stark schrumpfen zu lassen. Dabei wird das noch nicht fertig gefilzte Arbeitsstück angehoben und auf die Arbeitsfläche geworfen, anfangs nur leicht, im Laufe des Filzprozesses stärker. Durch diese Methode erreicht man ein schnelles Schrumpfen und Verfilzen des Werkstücks. Zwischen dem Werfen muss immer wieder kontrolliert werden, ob die gewünschte Form und Größe noch vorhanden ist und es muss darauf geachtet werden, dass sich Teile nicht miteinander verbinden, die nicht zusammen filzen sollen. Die Wurftechnik wird beim Nunofilzen angewendet, um das Filzstück zu walken.