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Vorfilz herstellen

vorfilzmuster.jpg

Schwierigkeitsgrad:

leicht


Benötigte Zeit:

45 - 60 min


Materialien:

Kammzug und/oder Vlieswolle, Noppenfolie, Olivenölseife, Ballbrause, Wasserkocher, Handtuch, gegebenenfalls eine kleine Bambusmatte




 

material.JPG Mit Hilfe von Vorfilzen lassen sich schöne Motive erstellen, die dann auf ein anderes Objekt aufgefilzt werden können. Vorfilze lassen sich auch sehr gut zur Herstellung von Filzblüten und zur Herstellung größerer Stoffbahnen bzw. zur Herstellung von Bekleidung verwenden.

 

auslegenv1.JPGauslegenv.JPGDie Wolle wird dünn und gleichmäßig auf einer Noppenfolie ausgelegt. Ich lege für den Vorfilz zwei bis drei dünne Lagen Kammzug. Die Lagen werden versetzt zueinander aufgelegt, so dass die Wollfasern kreuzweise übereinander liegen.

 

auslegenvlies.JPGWird Vlieswolle verwendet, so nutze ich drei bis vier dünne Lagen Wolle.

Man kann Vorfilz aus einer Farbe herstellen oder schon an dieser Stelle verschiedene Farben kombinieren und schöne Farbverläufe gestalten. Ich versuche vor der Anfertigung des Vorfilzes immer schon zu überlegen, welches Muster ich damit gestalten möchte. Will ich beispielsweise Blätter aus dem Vorfilz ausschneiden und auffilzen, so gestalte ich den Vorfilz entsprechend und mische verschiedene Grüntöne miteinander. Aus solchem Vorfilz ausgeschnittene Blätter wirken natürlicher als Blätter die nur aus einem Grünton bestehen. Möchte man erhabene Formen und Muster haben, so muss der Vorfilz entsprechend dicker gearbeitet werden, d.h. es müssen mehr Lagen Wolle ausgelegt werden.

 

naessen.jpgNach dem Legen der Wolle wird diese angefeuchtet. Immer erst der Rand und danach die Mitte; so wird verhindert, dass die Wolle nach außen weggespült wird.

 

anfilzenv1.jpgNach dem Anfeuchten wird auf die Wolle eine Noppenfolie gelegt und vorsichtig die Luft aus der Wolle gedrückt. Mit Hilfe der Reibetechnik wird nun die Wolle bearbeitet. Dazu wird die Noppenfolie mit etwas Seifenlauge benetzt, so dass die Hände mühelos über die Folie gleiten können und die Folie nicht verrutscht. Begonnen wird mit leichten kreisenden Bewegungen, im Laufe des Filzprozesses wird der Druck erhöht und fester gerieben. Gearbeitet wird vom Rand zur Mitte hin. Ich drehe meist das ganze Paket um und reibe auch von der Rückseite.

 

anfilzenv.JPGNachdem die Wolle mit Hilfe der Folie angefilzt wurde, kann die Folie auch entfernt werden und es wird direkt auf der Wolle gerieben.

 

rollen1.jpgSobald die Fasern angefangen haben sich zu verbinden, wird das Ganze in einer kleinen Bambusrolle oder in einem Handtuch kurz gerollt. Wird ein Handtuch verwendet, so empfiehlt es sich, die Wollfasern noch zwischen eine Noppenfolie zu legen und dies insgesamt zu rollen. Die Rolle kann mit Gummibänder fixiert werden, damit nichts verrutscht.

 

rollen.jpgNun wird einige Male mit leichtem Druck hin und her gerollt, danach wird die Rolle geöffnet und das Filzstück im 90 Grad-Winkel gedreht. Das ganze wird wieder aufgerollt und nochmals etwas vor und zurück gerollt. Zwischendurch immer wieder die Rolle öffnen und kontrollieren, wie stark sich die Wollfasern schon miteinander verbunden haben. Können Fasern sehr leicht aus dem Filz gezogen werden, so sollte man noch etwas weiter rollen. Der Vorfilz soll so stabil sein, dass man Muster ausschneiden kann ohne das er zerfällt, er soll allerdings auch noch nicht zu stark gefilzt sein, so dass er sich immer noch mühelos mit dem Untergrund verbinden kann. Anfangs erfordert dies etwas Übung, deshalb sollte man mit kleineren Vorfilzflächen beginnen.

 

vorfilzfertig1.jpgJetzt ist der Vorfilz fertig und wird wie jedes andere Filzstück gespült, im Essigbad neutralisiert und getrocknet. Vorfilz der auf diese Weise behandelt wurde, kann problemlos längere Zeit aufbewahrt werden. Werden Seifenreste nicht ausgespült, sollte der Vorfilz innerhalb von wenigen Tagen weiterverarbeitet werden.

 

vorfilzfertig.JPGOft bereite ich mehrere Vorfilzplatten in verschiedenen Farben vor. Auf diese Weise habe ich eine schöne Auswahl und kann Muster aus verschiedenen Farben ausschneiden und zum Filzen verwenden.

Trockener Vorfilz kann beliebig ausgeschnitten werden. Man kann mit Hilfe von Schablonen Muster auf den Vorfilz auftragen und diese dann ausschneiden oder man steckt die vorher angefertigten Schablonen auf dem Vorfilz mit Hilfe von Stecknadeln fest und schneidet das Muster direkt heraus. Die so erhaltenen Motive und Muster können nun zur Gestaltung von Werkstücken verwendet werden. Die Vorfilzmuster werden dazu entweder auf eine schon leicht angefilzte Flächen oder direkt auf ausgelegte Wolle gelegt. Es ist günstiger die ausgelegte Wolle erst anzufeuchten und die Luft aus der Wolle zu drücken, bevor der Vorfilz aufgelegt wird. Nach dem Auflegen des Musters wird anfangs mit leichten und sanften Bewegungen gearbeitet, so dass sich der Vorfilz und der Untergrund gut miteinander verbinden können. Wird anfangs zu stark gerieben kann es passieren, dass das Vorfilzmuster selbst weiter verfilzt, sich aber nicht mit dem Untergrund verbindet. Wichtig ist auch, dass ausreichend Seife verwendet wird. Nach meiner Erfahrung ist zu Beginn günstiger mit leichten Bewegungen zu arbeiten, die der Bewegung eines Schwingschleifers ähneln, also eher vor und zurück, als kreisend.

Löst sich das Vorfilzmuster auf und verschwimmt mit dem Untergrund, so war der Vorfilz zu dünn. Solche Stellen können ausgebessert werden, indem noch einmal mit der Filznadel farblich passende Wolle eingearbeitet wird. Da durch das Nadelfilzen oft eine "gelöcherte" Oberfläche entsteht, ist es günstig das Ganze nochmals nass nachzufilzen bis die Oberfläche wieder glatt und einheitlich erscheint.

Wenn sich die Vorfilzteile nicht mit dem Untergrund verbunden haben, so kann dies zum einen daran liegen, dass der Vorfilz schon bei der Herstellung zu stark angefilzt wurde. In diesem Fall heben sie vorsichtig die den Vorfilz ab und rauen sie ihn mit Hilfe einer Drahtbürste auf und filzen sie noch einmal. Lose Teile können auch angenäht werden. Mit einer schönen Stichart können auf diese Weise ebenfalls sehr schöne Muster und Oberflächen gestaltet werden. Ein weiterer Grund, weshalb sich Musterteile gegebenenfalls noch nicht mit dem Untergrund verbunden haben ist, dass noch nicht ausreichend gefilzt wurde. Das bedeutet, dass einfach noch etwas länger weiter gefilzt werden muss.

Werden Muster mit Vorfilzmotiven oder mit farbiger Wolle aufgelegt, so ist es während der Filzprozesses natürlich, dass sich die verschiedenen Wollfarben miteinander mischen bzw. das sich die untere Lage durch die obere arbeitet. Filzen bedeutet das Verbinden und Verhaken der Wolle zu einem stabilen Gewebe, deshalb wird sich auch der Untergrund durch das Vorfilzmuster arbeiten, wodurch eine innige Verbindung entsteht. Je fester ein Filz gefilzt und gewalkt wird, desto stärker ist dieser Effekt. Man kann allerdings einige Dinge beachten, damit ein Vorfilzmuster nicht zu sehr von der Untergrundwolle "verschluckt" wird. Wird als Untergrund helle Wolle verwendet, so wirkt das Vorfilzmuster deutlicher als wenn man helle Vorfilzmotive auf dunkle Wolle auffilzt. Zudem verhält sich nicht jede Wollsorte gleich. Wird beispielsweise eine grobe Wolle als Untergrund genommen und darauf mit feinerer Merinowolle gearbeitet, so arbeitet sich die grobe Wolle sehr stark durch die oberen Schichten. Möchte man eine Vermischung so gering wie möglich halten, so ist es von Vorteil ausschliesslich Merinowolle im Kammzug in mehreren dünnen Lagen zu verwenden und die Untergrundfarbe mit dem Vorfilzmotiv abzustimmen.

Hat sich die Untergrundwolle doch stärker als gewollt durch den Vorfilz gearbeitet, so kann man das Motiv wieder klarer hervortreten lassen, indem man den Motivbereich vorsichtig mit einem Rasierer bearbeitet.

 
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